Statustagung „Maritime Technologien“ setzt Kurs für klimaneutrale Schifffahrt
Die Statustagung „Maritime Technologien“ ist eine Leistungsschau der maritimen Branche und bringt auf Einladung des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) namhafte Innovationstreiber aus Industrie, Forschung, Verbänden und Politik zusammen. In diesem Jahr wurde der Kurs klar in Richtung klimaneutrale Schifffahrt gesetzt. Organisiert wird die Konferenz vom Projektträger Jülich (PtJ), der auch die Umsetzung der Maritimen Forschungsförderung leistet.
Die Statustagung 2022 war dabei in vielerlei Hinsicht bemerkenswert. Noch nie war die Resonanz so groß – 350 Teilnehmende hatten sich angemeldet. Auf zwei prominent besetzten Podien wurden politisch hochaktuelle Themen diskutiert: der Weg zur klimaneutralen Schifffahrt sowie Lösungen für eine großflächige Munitionsräumung in Nord- und Ostsee. Auch die noch breitere Beteiligung aus Industrie, Politik, Verbänden und Behörden sowie aus der maritimen und marinen Forschung zeigte die Bedeutung der maritimen Branche für verschiedene Zukunftsfragen.
Deutlich wurde: Die seit 2018 im Rahmen der Maritimen Forschungsstrategie gebündelte Forschungsförderung trägt immer stärker Früchte. „Für uns als Projetträger bedeutet das, bedeutsame Projekte in erheblichem Umfang rasch umzusetzen“, sagte Susanne Korich, Leiterin des PtJ-Geschäftsbereichs „Marine und maritime Forschung, Geowissenschaften und Schifffahrt“. Sie ermunterte die Branche, weitere Ideen und Skizzen für Verbundprojekte einzureichen, damit auch in den kommenden Jahren vielversprechende Ansätze zu wirtschaftlichen Erfolgen umgemünzt werden.
Bernhard Kluttig, Leiter der Abteilung Industriepolitik im BMWK, betonte in seinem Grußwort den Pioniergeist in der maritimen Wirtschaft. „Um die Klimaziele zu erreichen, braucht es kluge Köpfe und Menschen mit Entschlossenheit.“ Mittlerweile sei klar, dass „grüne Moleküle“, also mit erneuerbaren Energien produzierte E-Fuels, die Zukunft bestimmen. „Es fehlen aber noch grüne Transportwege“, so Kluttig. Die maritime Branche habe eine Schlüsselstellung im Klimaschutz.
Die Koordinatorin der Bundesregierung für maritime Wirtschaft, Claudia Müller, spornte in ihrer Rede die Branche an, den Einsatz klimaneutraler Kraftstoffe und Antriebstechnologien schnell voranzutreiben. Grundlage für die weitere Forschung, vor allem auf Basis von Großdemonstratoren, bildet der neue Förderschwerpunkt „Klimaneutrales Schiff“, der Anfang 2023 startet. Hier stellt das BMWK zusätzlich 30 Mio. Euro jährlich im Maritimen Forschungsprogramm zur Verfügung.
Wie schnell die Bundesregierung in diesen Krisenzeiten die Energieversorgung umstellen könne, zeigten die neu gebauten Flüssiggas-Terminals an den deutschen Küsten, so Müller. „Das verdeutlicht, mit welcher Entschlossenheit wir Infrastrukturprojekte angehen können.“ Insgesamt bildet die maritime Forschungsförderung des BMWK den idealen Rahmen – von 2022 bis 2025 ist ein Gesamtbudget von 351 Mio. Euro vorgesehen. „Unsere Maritime Forschungsstrategie ist ein Erfolg“, betonte Müller.
Das klare Signal, gemeinsam den Umstieg zur klimaneutralen Schifffahrt zu schaffen, ging auch von der mit Spannung erwarteten Podiumsdiskussion „Klimaneutral? Per Se(e)!“ aus. „Wir sind uns einig: Wir wollen weg von den fossilen Treibstoffen“, sagte etwa der Geschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik, Dr. Ralf Sören Marquardt. Hierzu sollte die deutsche Industrie die eigene Innovationskraft noch stärker ausspielen und auch mehr Produktion aus Fernost zurückholen.
In der Debatte ging es um alternative Brennstoffe wie Methanol und Ammoniak, um die Bedeutung von Retrofit-Maßnahmen, aber auch um die noch fehlenden Richtlinien. „Alle wissen, wie es geht. Wir brauchen jetzt einen katalytischen Effekt, um voranzukommen“, sagte Malte Zeretzke, Carnival Maritime GmbH. Nach Einschätzung von Hermann-Josef Mammes von der MEYER WERFT wird es auch künftig nicht nur eine neue Technologie geben, sondern unterschiedliche Brennstoffe für unterschiedliche Distanzen. Dr. Pierre Sames, Vertreter der Klassifikationsgesellschaft DNV, wies auf bereits existierende Regelwerke für die Nutzung alternativer Kraftstoffe hin.
Ein weiterer Schwerpunkt der Statustagung 2022 war das Thema Munitionsaltlasten im Meer. Zur Bergung und Vernichtung der Munition in Nord- und Ostsee kündigte der Meeresbeauftragte der Bundesregierung, Sebastian Unger, ein Sofortprogramm der Bundesregierung über 102 Millionen Euro für die Jahre 2023 bis 2026 an. Allerdings fehlt noch eine industrielle Lösung, um möglichst viel Kampfmittel im Meer effizient, sicher und zeitnah zu räumen. Das Podium war sich einig: Der „Bottleneck“ ist die Vernichtung der Munition. Zudem müsste die im Rahmen des Sofortprogramms gebaute Technologie auch in anderen europäischen Ländern zugelassen werden, so der Tenor.
Auch in den anderen präsentierten F&E-Projekte, die 2022 erfolgreich abgeschlossen wurden, zeigte sich die ganze Bandbreite der maritimen Technologien, vom verstärkten Einsatz von Sensoren, lernenden Systemen und Computermodellen für die Sicherheit und Steuerung von Schiffen, über autonom operierende Tiefsee-Systeme bis hin zu nachhaltigen Lösungen für Kreuzfahrtschiffe.
Weitere Informationen:
Überblick über die Projekte der Maritimen Forschungsstrategie 2025
Zur Maritimen Forschungsförderung bei PtJ
Webseite des BMWK zur Maritimen Forschungsförderung
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