Die „Agrarsysteme der Zukunft“ nehmen Fahrt auf
Unsere zukünftige Agrarproduktion muss nachhaltig, ressourceneffizient und anpassungsfähig sein. Wie das gelingen kann, diskutierten Forschende im Rahmen des ersten Statusseminars der „Agrarsysteme der Zukunft“ vom 4. bis 5. Februar 2020 in Berlin. Und auch die Öffentlichkeit war am Abend im Futurium bei der Veranstaltung „FOODture perspectives im Zeichen der Bioökonomie“ zum Mitdiskutieren eingeladen. Der Projektträger Jülich hat die Fördermaßnahme gemeinsam mit dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) entwickelt und ist mit der Durchführung beauftragt.
Seit Mitte 2019 fördert das BMBF acht Verbünde in der Maßnahme „Agrarsysteme der Zukunft“, die sich mit den Herausforderungen, aber auch Chancen für die zukünftige Agrarproduktion auseinandersetzen. Sie laufen im Rahmen der Nationalen Bioökonomiestrategie. Der Bundesregierung ist es ein zentrales Anliegen, den zunehmenden Bedarf an biobasierten Ressourcen und Lebensmitteln für zukünftige Generationen zu sichern. Neuartige Agrarsysteme und flächeneffiziente Produktionsformen nehmen daher eine zentrale Rolle in der neuen Bioökonomiestrategie ein. Gleichzeitig muss die Agrarproduktion nachhaltiger und ressourcenschonend im Sinne der Nachhaltigkeitsziele werden. Hierbei trägt die Maßnahme direkt zur Umsetzung der UN-Nachhaltigkeitsziele, und hier insbesondere Ziel 2 „Kein Hunger“ und Ziel 12 „Nachhaltiger Konsum und nachhaltige Produktion“ bei.
Herausforderungen begegnen und Lösungen erforschen
Was sind die Herausforderungen in der Lebensmittel- und Agrarproduktion? Landwirte haben heute mit den Auswirkungen des Klimawandels, dem Rückgang der Artenvielfalt, der Verknappung von Flächen, sowie fossilen und mineralischen Ressourcen und der Anforderungen einer Ernährungssicherung für eine wachsende Weltbevölkerung zu kämpfen. Aber auch zum Teil widersprüchliche Trends wie Globalisierung, Regionalisierung und Urbanisierung erfordern neue Lösungen für die Agrarproduktion.
Beim ersten Statusseminar am 4. bis 5. Februar 2020 ging es darum, die Vernetzung der Verbünde zu intensivieren und Synergien zu identifizieren. Die Teams der Verbünde setzen sich aus sehr unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen, um die Themen ganzheitlich aus verschiedenen wissenschaftlichen Blickwinkeln zu betrachten. Dabei sollen auch ökologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Aspekte ausreichend berücksichtigt werden. Das erfordert eine gemeinsame Sprache, um sich aus ganz unterschiedlichen Richtungen zu nähern. Die einzelnen Verbünde stellten ihre Projekte vor. Darauf folgte eine intensive Diskussion, die viel Raum für interdisziplinäre Zusammenarbeit bot. Insgesamt erarbeiten die verschiedenen Projekte vielfältige Ideen für Handlungsalternativen.
Zukunft gemeinsam gestalten
Wie diese Handlungsalternativen in Produktion und Konsum aussehen können und ob sie überhaupt auf Akzeptanz bei der Bevölkerung stoßen, diskutierten die Forschenden am ersten Abend gemeinsam mit Bürgerinnen und Bürgern unter dem Titel „FOODture perspectives im Zeichen der Bioökonomie“ im Futurium in Berlin. Die Veranstaltung fand im Rahmen des Wissenschaftsjahres statt.
Die Abendveranstaltung im Futurium war gut besucht, das Interesse an dem Thema groß. Neben der fachlichen Vertiefung möglicher Forschungsthemen, wurde aber vor allem auch über den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern gesprochen. Einigkeit besteht darin, dass Ernährung ein sehr emotionales Thema ist. Was wir essen wollen, was uns Freude bereitet, lässt sich nicht von außen bestimmen. Zudem es ist auch nicht ganz einfach, das umzusetzen, was wir gerne wollen. Nachhaltig und gesund leben, wollen viele, doch sich dazu zu überwinden ist nicht immer leicht. Daher muss ein Dialog zur Lebensmittel- und Agrarproduktion viele Ebenen ansprechen. Und auch Eingang in die Forschung finden. So sprachen die Forscherinnen und Forscher sich auf dem Podium auch für die frühzeitige Einbindung der Gesellschaft aus – Forschung muss inter- und transdiziplinär sein. Eine gemeinsame Vision, ein gemeinsames Zukunftsbild soll entstehen.
Was wollen wir? Welche Vorteile und Nachteile bringen neue Agrarsysteme? Was bringen uns Innovationen? Die Forschenden sind sich einig, Verbraucherinnen und Verbraucher müssen aktiv in eine Veränderung der Nahrungsmittelproduktion einbezogen und informiert werden. Das BMBF hat deshalb bereits bei der Aufsetzung der Fördermaßnahme eine umfassend angelegte Wissenschaftskommunikation mit eingeplant. Start dazu war ein Stand auf der Internationalen Grünen Woche, bei dem auch BMBF-Ministerin Anja Karliczek vorbeischaute.
Hintergrund – mehr zur Forschung
Die Forschenden der „Agrarsysteme der Zukunft“ wollen langfristige Zukunftsbilder und Verbesserungen für das gesamte Agrarsystem entwickeln. Sie sollen das große Ganze im Blick haben. Dazu setzen sie auf moderne Zukunftstechnologien, wie Künstliche Intelligenz, Digitalisierung und High-Tech-Anwendungen. Ihre Lösungen für die Agrarproduktion der Zukunft sollen dazu beitragen, Zielkonflikte bei der Produktion und Nutzung von Lebensmitteln und nachwachsenden Rohstoffen zu entschärfen. Dabei decken die Projekte eine große Bandbreite an Themen und Spannungsfeldern ab.
Die „Agrarsysteme der Zukunft“ haben ganz unterschiedliche Ansätze entwickelt. Hier gibt es einen Überblick zu den acht Konsortien.
Weitere Informationen:
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Bundeskabinett beschließt Nationale Bioökonomiestrategie
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