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KI-Tool verbessert Diagnose der Demenzform

21.09.2023

Bild: ©Alexander Raths – stock.adobe.com

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Für die Therapie einer Demenz ist es entscheidend zu wissen, um welche Form es sich handelt. Im Verbundprojekt „DeepMentia“ entwickeln Forschende der TU München ein KI-Tool, das die vier häufigsten Demenztypen schnell und treffsicher zu unterscheiden hilft. Das Projekt gehört zur Fördermaßnahme „CompLS – Computational Life Sciences“, die der Projektträger Jülich (PtJ) im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) betreut.

Am heutigen Welt-Alzheimertag macht die Deutsche Alzheimer Gesellschaft auf die Situation demenzkranker Menschen und ihrer Angehörigen aufmerksam. Weltweit sind etwa 55 Millionen Menschen an einer Demenz erkrankt. Aktuellen Schätzungen zufolge wird sich diese Zahl in den kommenden 30 Jahren verdreifachen. Mehr als die Hälfte aller Patientinnen und Patienten leiden unter Alzheimer, der häufigsten Form von Demenz. Es gibt aber noch einige weitere Typen. Je nach Demenzform, Krankheitsstadium und individuellem Gesundheitszustand kommen unterschiedliche Medikamente und Therapien in Frage. Zu Beginn ähneln sich die Symptome der verschiedenen Erkrankungsformen jedoch stark, was eine differenzierte Diagnose bislang erschwert. Ein Forschungsteam der TU München will das ändern: Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler entwickeln im Rahmen des Verbundprojekts „DeepMentia“ ein KI-Tool, das die Form der Demenz bereits im Anfangsstadium schnell und zuverlässig ermitteln soll.

Bis zur ersten Diagnose durchlaufen die Patientinnen und Patienten eine Reihe von Untersuchungen, bei der jede Menge Daten erzeugt werden. Dazu zählen etwa Bilddaten wie MRT-Aufnahmen des Gehirns, aber auch die Ergebnisse psychiatrischer Tests und genetische Informationen. „Mit dieser Vielzahl an unterschiedlichen Daten haben wir unser KI-Modell gefüttert und trainiert“, erklärt der Projektkoordinator Professor Dr. Christian Wachinger von der TU München. „Dabei konnten wir auf einen Datensatz von mehreren hundert Demenzerkrankten zugreifen.“ Das KI-Tool soll Ärztinnen und Ärzte künftig zuverlässig bei der Diagnose der vier häufigsten Demenzformen unterstützen. Neben Alzheimer zählen dazu die vaskuläre Demenz, die Lewy-Körperchen-Demenz sowie die Frontotemporale Demenz.

„Jeder Demenztyp hat sein eigenes Muster“

Für die treffsichere Analyse haben die Forschenden ein neuartiges KI-Verfahren entwickelt, das die Oberfläche des so genannten Kortex innerhalb von Sekunden rekonstruieren kann. Der Kortex, auch als Großhirnrinde bezeichnet, ist eine Schicht an der Oberfläche des Gehirns. Bei einer Demenzerkrankung nimmt die Dicke dieser Schicht ab. „Wir können messen, in welchen Regionen des Gehirns es zu einer Verdünnung des Kortex gekommen ist“, so Wachinger. „Das gibt Aufschluss über die Art der Demenz, denn jeder Demenztyp hat hier sein eigenes Muster.“ Diese Ergebnisse fließen neben anderen Daten in die Diagnose mit ein.

Wichtig ist den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern dabei auch, dass die KI-Analyse für die Anwendenden nachvollziehbar ist. „Bisher gleichen KI-Tools in der Regel einer Black Box. Niemand weiß genau, auf welcher Basis sie zu einem bestimmten Ergebnis gekommen sind“, sagt Wachinger. Das Münchener Forschungsteam visualisiert dagegen die Entscheidungswege der KI mit Hilfe von Diagrammen und Bilddaten. „So können die Ärztinnen und Ärzte genau sehen, welche Informationen zur Ermittlung der Diagnose beigetragen haben“, erläutert Wachinger. Das, so sind sich die Forschenden sicher, wird auch die Akzeptanz des Tools deutlich erhöhen. „Von den Medizinerinnen und Medizinern, mit denen wir zusammenarbeiten, wurde das sehr gut aufgenommen.“

Wachinger rechnet damit, dass das Modell in spätestens drei Jahren einsatzbereit sein wird. Dann, so hoffen die Forschenden, könnten sie eine Firma mit ins Boot holen, die bereits gängige Software für den Alltag in der Klinik oder Arztpraxis anbietet. Das KI-Tool zur Demenz-Diagnose könnte dann einfach in dieses System integriert werden. Und Wachinger ist sich sicher: „Dann hat es noch bessere Chancen, von Ärztinnen und Ärzten angenommen zu werden.“

Weitere Informationen

Das Forschungsprojekt DeepMentia

Fördermaßnahme „CompLS – Computational Life Sciences“

Aktuelle Meldung zum Thema auf gesundheitsforschung-bmbf.de

Der Projektträger Jülich in Zahlen im Jahr 2023
1.629
Mitarbeiter/innen
30.770
Laufende Vorhaben
3392,05
Fördervolumen in Mio. Euro
4
Geschäftsstellen

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