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Dass die Beteiligung der Öffentlichkeit bei der Planung und Gestaltung von Forschung immer mehr Bedeutung gewinnt und von der Politik zunehmend als wichtig erachtet wird, hat PtJ als strategische Chance erkannt. Dessen Leiter Dr. Christian Stienen sagt: „Von Seiten des Projektträgers Jülich gehen wir das Thema Partizipation in Forschungs- und Innovationsförderung nun verstärkt an. Unser Ziel ist es, ein strukturierteres Angebot zu schaffen, das die Zivilgesellschaft mit ins Boot holt und bei dem sich die Mitgestaltung auf den gesamten Prozess der Forschungs- und Innovationsförderung bezieht – von der Suche nach Forschungsthemen über die Auswahl der Projekte bis hin zur Verwertung ihrer Ergebnisse.“ Dabei sieht sich PtJ als Ideenschmiede, deren Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bereits auf einen großen Erfahrungsschatz zurückgreifen können. „Die Beteiligung von Wissenschaft und Unternehmen bei der Ausgestaltung der Förderprogramme ist bei uns seit langem üblich“, so Thomas Bausch: „Jetzt wollen wir über Zivilgesellschaftliche Organisationen – die ZGOs – auch die Bürgerinnen und Bürger einbeziehen. Partizipation erreicht damit eine neue Qualität.“
Bei der Konzeption eines Partizipationsprozesses für wissenschaftliche Themen steht für Thomas Bausch eine professionelle Herangehensweise ganz oben auf der Prioritätenliste: „Besonderes Augenmerk muss auf die Mitwirkungsmöglichkeiten und ihre Grenzen gelegt werden. Diejenigen, die einen Beteiligungsprozess ins Leben rufen, müssen sich zunächst einmal darüber im Klaren sein, was sie eigentlich erreichen wollen: Sollen die Beteiligten einfach nur ihre Meinung kund tun? Oder sollen sie mit konkreten Empfehlungen an der Ausgestaltung eines Forschungsprogramms mitwirken? Wie weit das Mandat reicht, muss eindeutig geklärt sein – sonst sind Enttäuschung und Ablehnung die Folge.“
Ein anderer Aspekt, der bei der Konzeption und Gestaltung von Partizipationsprozessen eine wichtige Rolle spielt, ist die Gruppenzusammensetzung der Beteiligten. Gerade im Umfeld der Wissenschaft sind es eher ältere und gut gebildete Bürger, die bereit sind, sich zu engagieren. Bausch: „Das ist natürlich kein repräsentatives Abbild der Gesellschaft.“ Deshalb wird es eine Aufgabe sein, die Zivilgesellschaft in geeigneter Weise mit einzubeziehen. „Ein besonderer Schwerpunkt muss dabei auf gesellschaftlich relevanten Organisationen wie Verbänden, Stiftungen, Nicht-Regierungsorganisationen oder Gewerkschaften liegen“, so Bausch: „Sie sind am ehesten in der Lage, die komplexen Zusammenhänge in der Forschungs- und Innovationsförderung langfristig und systematisch zu bearbeiten.“
PtJ und seine Auftraggeber können aus Partizipationsprozessen wertvollen Input für die Weiterentwicklung von Fördermaßnahmen ziehen. Aber auch andere Akteure profitieren von den Vorteilen:
Welche neuen Entwicklungslinien die öffentliche Forschungs- und Innovationsförderung verfolgt, soll also zukünftig häufiger im Rahmen öffentlicher Diskurse erörtert werden. Bedeutet das nicht eine gewisse Entmachtung der Entscheidungsträger in der Wissenschaft? Bausch sieht da keine Gefahr: „Beteiligungsprozesse, die grundsätzliche Fragen der strategischen Ausrichtung von Forschung berühren, werden wohl eher zu Handlungsempfehlungen, weniger zu verbindlichen Entscheidungen führen. Die Empfehlungen sollten von den Entscheidungsgremien dann aber mit Sorgfalt diskutiert werden.“
Herr Weißkopf, ist Deutschland so wissenschaftskritisch, dass wir jetzt Bürgerbeteiligung brauchen, um ein Hochtechnologiestandort zu bleiben?
Ganz und gar nicht. Die Mehrheit der Menschen in Deutschland betrachtet Wissenschaft als sehr wichtig. Das zeigt unsere Meinungsumfrage, das Wissenschaftsbarometer: Mehr als zwei Drittel der Befragten sind vom Nutzen der Wissenschaft überzeugt. Kaum jemand will, dass an der Forschung gespart wird, um Schulden abzubauen. Allerdings: Knapp die Hälfte wünscht sich, dass die Öffentlichkeit stärker in Entscheidungen zu Wissenschaft und Forschung einbezogen wird.
Warum ist das bisher nicht passiert?
Es gibt gesellschaftliche Bereiche, die in Sachen Partizipation durchaus weiter sind als die Wissenschaft – etwa die Kommunalpolitik. Dort können wir eine Menge lernen. Es ist nun aber nicht so, dass wir bei Null anfangen. Bei der Gestaltung von Forschungsprogrammen oder bei der Umsetzung von Technologievorhaben gibt es schon gute Erfahrungen.
Trauen Sie den Bürgerinnen und Bürgern genug Willen zum Engagement zu, sich in aufwändige Partizipationsprozesse einzubringen?
Daran müssen wir arbeiten. Das ist ja auch eine Zeitfrage: Zwei Tage für eine Bürgerkonferenz kann sich ein berufstätiger Familienmensch kaum freischaufeln. Aber diese Menschen brauchen wir. Wir müssen für sie neue Wege finden, sich in die Entscheidungsprozesse rund um Wissenschaft einzubringen.
Anders ist es bei Verbänden, Gewerkschaften oder anderen institutionellen Interessenvertretern: Sie haben im Allgemeinen die Ressourcen, sich an Verfahren insbesondere zur Forschungs- und Innovationsförderung zu beteiligen. Für einen gesunden Mix von Bürgerengagement und zivilgesellschaftlichem Einsatz müssen wir jetzt neue Konzepte und neue Formate entwickeln.
PtJ ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001 : 2015 und ISO 27001 auf Basis IT-Grundschutz