Zum Hauptbereich (Eingabetaste) Zum Hauptmenü (Eingabetaste) Zum allgemeinen Seitenmenü (Eingabetaste)
Das Klimaschutzprogramm 2030 gibt klare Ziele vor: Deutschland hat sich mit seinen europäischen Partnern auf ein Verfahren geeinigt, in Europa den Ausstoß von Treibhausgasen bis 2030 um mindestens 40 Prozent gegenüber 1990 zu verringern. Fachleute sind sich einig, dass die zirkuläre Wirtschaft einen großen Beitrag leisten kann, um Ressourcen zu schonen und Kohlendioxid einzusparen. Im Klimaschutzprogramm 2030 hingegen sucht man Themen wie effiziente Ressourcennutzung und Recycling vergebens. Auch Dr. Oliver Rottmann, geschäftsführender Vorstand des Kompetenzzentrums öffentliche Wirtschaft, Infrastruktur und Daseinsvorsorge e. V. (KOWID) an der Universität Leipzig, übt Kritik an der verschenkten Chance fürs Klima.
Ich finde es schade, dass das Potenzial der Circular Economy als Summe der Kreislaufwirtschaft, Ressourceneffizienz und -schonung nicht stärker akzentuiert wurde! Ich hätte mir gewünscht, dass konkrete Maßnahmen benannt werden.
Ich denke, es liegt daran, dass sich Circular Economy sektoral nicht erfassen lässt, sondern als Querschnittsthema in alle Bereiche hineinspielt. Nehmen Sie die Energiewirtschaft, da lassen sich die Ausstöße in einem Kraftwerkspark konkret angehen. Auch im Verkehrssektor haben Sie genaue Zahlen, mit denen sich rechnen lässt. Anders bei der Circular Economy: Da geht es ja nicht nur darum, Biomüll oder Metallschrott zu recyceln, sondern Circular Economy betrifft eigentlich jeden Bereich, auch wenn sie nicht sofort quantifizierbar ist. Damit wird es schwieriger, das Potenzial zu berechnen.
Die Windenergie und die klimaneutrale Elektromobilität allein werden nicht ausreichen, um das Ziel zu erreichen. Der Windenergieausbau ist in den Jahren 2018 und 2019 drastisch zurückgegangen. Bei der E-Mobilität wollten wir 2020 mit einer Million Fahrzeugen längst Leitmarkt sein und hängen noch deutlich hinterher. Und selbst wenn Sie eine Million E-Fahrzeuge am Markt hätten und diese gleichzeitig laden wollten, führte das derzeit zu großen Herausforderungen für das Stromnetz. Die Circular Economy wäre da ein verhältnismäßig einfacher und wirksamer Hebel, um das Klimaziel zu unterstützen.
Zunächst wäre eine Erhöhung des Rezyklateinsatzes ein gutes Signal. Wäre die Industrie gezwungen, den Einsatz von knapp 15 Prozent auf 30 Prozent zu erhöhen, wäre das in Deutschland mit einer CO2-Einsparung von 60 Millionen Tonnen jährlich verbunden – das entspricht rund einem Drittel des Potenzials der erneuerbaren Energien. Verbände wie der Bundesverband der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoff- wirtschaft fordern daher, den Einsatz von Recyclingrohstoffen durch geeignete Maßnahmen wie verbindliche Abnahmequoten deutlich zu erhöhen. Darin sehe ich auch große Chancen, um Ressourceneffizienz und Recyclingtechnologien voranzutreiben.
Eine gesetzlich flankierte Abnahmequote wäre hilfreich.Dann müssten alle Akteure aus der Industrie und der öffentlichen Hand größere Kraftanstrengungen unternehmen, Ressourcen zu schonen: Wenn im eigenen Hause bevorzugt Güter und Materialien aus Recyclingrohstoffen angeschafft würden, würde das einen enormen Nachfrage- und Investitionsschub auslösen, der auch abstrahlen würde. Da müsste in den Vergabestellen von Bund, Ländern und Kommunen einfach viel mehr getan werden. Selten geht der Einsatz über recyceltes Papier oder LED-Lampen hinaus. Eine nachhaltige rezyklatbasierte Beschaffung ist noch eher die Ausnahme. Sie wäre aber eine wichtige und sinnvolle Signalfunktion seitens der öffentlichen Hand. Der Staat kann da der zirkulären Wirtschaft aus Klimasicht einen höheren Stellenwert verschaffen.
Man muss den Stoffstrom von Anfang an mitdenken. Diese Herausforderung müssen wir von Beginn an im Produktionsprozess und im Lebenszyklus einer Ware berücksichtigen. Da können Forschung und Innovation als Impulsgebereine wichtige Rolle spielen, um neue Lösungen zu finden – auch für digitale Geschäftsmodelle.
Circular Economy ist ein Wirtschaftsmodell, das im Gegensatz zum beherrschenden Modell der linearen Wirtschaft steht, da ist ein Umdenken bei den Menschen erforderlich. Vor allem in der Produktion. Ein solches Modell lässt sich nicht von heute auf morgen durchsetzen. Allein für die Deponieverbote gab es eine zwölfjährige Übergangsfrist. Aber Circular Economy könnte durchaus ein Jobmotor sein, sie ist mittelständig geprägt und besitzt großes Innovationspotenzial und damit auch das Potenzial, Arbeitsplätze zu schaffen – und das Klima zu schützen.
Der Onlineversandhandel in Deutschland ist in den vergangenen Jahren stetig gewachsen. Dabei werden Produkte typischerweise in Einwegversandverpackungen verschickt,die nach Erhalt der Waren entsorgt werden. Im Projekt praxPack werden praxistaugliche Mehrwegsysteme für den Onlineversandhandel entwickelt und erprobt. So soll eine substanzielle Senkung des verpackungsbedingten Ressourcenverbrauchs und der damit verbundenen Abfallmengen erreicht werden.
Wie kann der Projektansatz eines Upcycling-Zentrums in ein übertragbares Geschäftsmodell überführt werden? Kann dieses auch an mehreren Standorten erprobt werden? Diese Fragen werden im Projekt für Kreislaufwirtschaft, Qualifizierung und Integration UpZent betrachtet. Gemeinnützig und wertschöpfend werden Möbel und andere Alltagsgegenstände designt und von einer Beschäftigungsgesellschaft im Rahmen von Qualifizierungsmaßnahmen produziert.
Die Herstellung von Bekleidung zeichnet sich durch hohe Stückzahlen und einen hohen Ressourcenverbrauch aus. Jedes dritte Kleidungsstück wird selten bis gar nicht getragen. Das Einsparpotenzial ist groß. Neue Kreislaufgeschäftsmodelle können zu einer effizienteren Nutzung von Kleidung beitragen. Ungetragene Kleidungsstücke könnten weitergegeben werden. Aber nicht jedes Kreislaufmodell trägt zu einem verbesserten Umwelt- und Klimaschutz bei. Der Ressourcenersparnis stehen hohe Logistik- und Reinigungskosten gegenüber. Anhand zweier Kreislaufmodelle erforscht Wear2Share ökologische und ökonomische Nachhaltigkeitspotenziale und ob diese wirklich dabei helfen, die Umweltbilanz von Kleidungsstücken zu verbessern.
Pedelecs und E-Cargobikes sind längst ein fester Bestandteil der Mobilität. Durch ihren Einsatz kann insbesondere die innerstädtische Mobilität emissionsärmer gestaltet werden. Doch derzeit gibt es noch keine Lösungsansätze für die Weiternutzung ressourcen- intensiver Komponenten wie beispielsweise Akkus. Sie gelten zukünftig als Elektroschrott. Es müssen daher für das zielgerichtete Recyceln einzelner Komponenten oder für eine Zweitnutzung der Fahrräder entwickelt werden. Im Verbundprojekt LifeCycling² wird diese gezielte Weiternutzung und Aufwertung von Pedelecs und E-Cargobikes samt ihren einzelnen Komponenten erprobt.
Bild „Kreislaufwirtschaft“: ronstik
Bild von Dr. Oliver Rottmann: Swen Reichhold
Bild „Über Zirkuläre Wirtschaft am Projektträger Jülich“: ronstik
Bild „Klimaschutz durch Kreislaufwirtschaft“: ©Sondem - stock.adobe.com
PtJ ist zertifiziert nach DIN EN ISO 9001 : 2015 und ISO 27001 auf Basis IT-Grundschutz