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Seit über 40 Jahren lebt Zekiye Gürsoy in Deutschland: 1963 kam sie mit ihrer Familie aus der Türkei. Heute ist sie mit ihren 77 Jahren eine rüstige Rentnerin, die sich um ihren pflegebedürftigen Mann kümmert: Sie hilft ihm beim Essen, zieht ihn an und wäscht ihn: „Bleibt alles in der Familie“, sagt sie und lacht. Beim Einkaufen helfen ihr die Nachbarn und Freunde, Behördengänge versucht sie zu vermeiden, lieber regelt sie die Dinge allein. In der Bundesrepublik erreichen immer mehr Menschen das Rentenalter, die einst als „Gastarbeiterinnen und Gastarbeiter“ nach Deutschland kamen. Viele von ihnen verlassen sich – wie Zekiye Gürsoy – auf ihr Netzwerk. Das Angebot der Pflegeberatung nutzen sie deutlich seltener als ihre deutschen Altersgenossinnen und -genossen. „Und oft ist es dann schon zu spät, weil die Betroffenen nicht mehr zu Hause versorgt werden können“, sagt Prof. Michael May. Der Sozialwissenschaftler der Hochschule RheinMain leitet das 2014 gestartete Verbundprojekt OPEN der Hochschule RheinMain, der Frankfurt University of Applied Sciences und der Katholischen Hochschule Mainz. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt OPEN über die Förderrichtlinie „Soziale Innovationen für Lebensqualität im Alter“ (SILQUA-FH). Der Projektträger Jülich (PtJ) hat die Förderrichtlinie, die die Folgen des demografischen Wandels für die Gesellschaft untersucht, bis März 2017 im Auftrag des BMBF im Rahmen des Programms „Forschung an Fachhochschulen“ umgesetzt.
... und reichen von Unwissenheit über Angst vor Gerede in der Nachbarschaft bis hin zur Überforderung durch das deutsche Gesundheitssystem. „Auch die Sprachbarriere wird oft angeführt, aber unsere Studien belegen, dass Scham ein viel größeres Problem ist“, sagt May. Aus der ersten Generation der Einwanderinnen und Einwanderer seien viele dabei, die keinerlei Berührungspunkte zum deutschen Pflegesystem haben: „Sie kommen aus Regionen, in denen die Menschen alles untereinander regeln – eben auch die Pflege“, so May. Insofern sei es für sie eine Schande, eine Angehörige oder einen Angehörigen in andere Hände zu geben. „In einem Beratungsgespräch im Zuge des Projekts hat beispielsweise ein Angehöriger darum gebeten, den Pflegebedürftigen möglichst weit weg in einem Heim unterzubringen, damit die Nachbarschaft es nicht mitbekommt!“, schildert May.
Ende September 2017 endet OPEN. Die Ergebnisse aus der Forschung sollen direkt in die Praxis einfließen – beispielsweise in Weiterbildungen oder Ausbildungsmodule für Pflegeberaterinnen und -berater. So wollen die Projektpartner nachhaltige Strukturen für eine interkulturelle Öffnung der Pflegeberatung schaffen.
Die Gründungsidee des Trios ist ein Navigationsgürtel für Blinde und Sehbehinderte, der ihnen hilft, sich in fremder Umgebung besser zu orientieren. Die Betroffenen tragen den schmalen, knapp 500 Gramm leichten Gürtel aus atmungsaktiven Materialien um den Bauch, 16 kleine Vibromotoren lassen sie den richtigen Weg intuitiv erfühlen. „Zusätzlich kann der Gürtelträger noch eine App einsetzen. Das funktioniert heutzutage alles über Voice-over und ist deswegen auch für blinde und sehbehinderte Menschen möglich. Man gibt also per Spracheingabe sein Ziel in sein Smartphone ein und die App sendet die Informationen zur Wegstrecke per Bluetooth an den Gürtel“, erklärt Susan Wache, die den Gürtel selbst sieben Wochen lang getragen hat. Kribbelt es vorn am Bauch, sind sie auf dem richtigen Weg, kribbelt es rechts oder links, muss die Gürtelträgerin oder der Gürtelträger die Richtung wechseln. Und vibriert es im Rücken, ist sie oder er schlichtweg in die falsche Richtung gegangen.
Was passiert, wenn Menschen über einen längeren Zeitraum kontinuierlich mit Information über den magnetischen Norden versorgt werden? Bilden sie – ähnlich wie Zugvögel – eine Art sechsten Sinn für die Himmelsrichtung aus? Vor diesem Hintergrund entwickelten Osnabrücker Kognitionswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler um Prof. Peter König einen Kompassgürtel, der seiner Trägerin oder seinem Träger mittels Vibrationssignalen anzeigt, wo sich der Norden befindet. „Unabhängig von der Ausgangsfrage haben wir in der Langzeit-Testphase viel positives Feedback vor allem von blinden und sehbehinderten Menschen bekommen. Sie fühlten sich sicherer mit dem Gürtel. Aufgrund dieser Resonanz ist die Geschäftsidee entstanden“, erzählt Silke Kärcher. Anfangs ermutigte Prof. König die Doktorandin, den Sprung in die Selbstständigkeit zu wagen. „Er steht uns auch bis heute beratend zur Seite und ist feelSpace-Mitgesellschafter“, so Kärcher, die zunächst skeptisch war: „Ich hatte ja keine Gründungserfahrung und ein solcher Schritt muss wohlüberlegt sein.“ Sie ließ sich von der Wissens- und Technologie-Transfer-Stelle der Universität Osnabrück beraten: „Die haben mein Konzept mit wenigen Fragen aus den Angeln gehoben. Als frische Uni-Absolventin hatte ich keine Ahnung, was mich in der freien Wirtschaft erwartet“, erinnert sie sich. Business-Plan, Marketing, Vertrieb – schnell wurde der jungen Frau klar, dass sie Verstärkung braucht, und sie holte Schwandt und Wache ins Boot, die sie bereits aus der feelSpace-Forschungsgruppe kannte „und von denen ich wusste, dass sie mit großer Begeisterung bei der Sache sind“, erzählt Kärcher. Und so nahm die Gründungsidee an Fahrt auf.
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